Traditionslinien im Buddhismus

Der ursprünglich im Nordosten Indiens entstandene Buddhismus zeigte schon bald nach Buddhas Tod verschiedene Schwerpunkte, Ausprägungen und erste Abspaltungen. Im Laufe der Jahrhunderte und auf seinem Weg in unterschiedlichste Länder und Kulturen entwickelten sich weitere Formen, Schulen und Interpretationen, die für unterschiedliche Menschen, Bedürfnisse und Charaktere geeignet waren. Viele dieser Schulen haben bis heute überlebt und sind zu authentischen Traditionen geworden.

Auf diesen Seiten erhaltet Ihr Grundlageninformationen zu den einzelnen buddhistischen Traditionen, die sich zunächst in Theravada und Mahayana unterteilen lassen.

Die Schulen des Buddhismus

Die Theravada-Schule

Eine Schule im Buddhismus, die sich in ihrer Praxis und Lehre auf die ursprünglichen Aussagen des Buddha bezieht. Grundlage dafür sind die ältesten erhaltenen Schriften des Pali-Kanons, der sich aus drei Teilen zusammensetzt:

• den Ordensregeln (Vinaya),

• den Lehrreden des Buddha (Sutten-Kanon) und

• der systematischen Philosophie (Abhidhamma).

Theravada bedeutet wörtlich »Lehre der Ordensälteren«. Ziel des Theravada ist die Erhaltung der Lehre des Buddha in seinen ursprünglichen, zeitlosen und kulturunabhängigen Aussagen. Buddha selbst hat keinen Nachfolger benannt. Grundlagen der Befreiung sind: Die Anwendung der zeitlosen Lehre Buddhas und die Realisation nach der eigenen Erfahrung.


Heute findet man den Theravada-Buddhismus auch im Westen, hauptsächlich ist er jedoch in den Ländern Süd- und Südost-Asiens (Sri Lanka, Burma/Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha) verbreitet.

Der Theravada-Buddhismus ist die einzige erhaltene Schule der verschiedenen Ausprägungen des ursprünglichen Buddhismus. Die Betonung liegt im Theravada auf dem Befreiungsweg des Einzelnen aus eigener Kraft nach dem Arahat-Ideal. Der Buddha lehrt diesen Weg systematisch als (Geistes-) Training von Weisheit, Ethik und Sammlung.


Die Mahayana-Schule

Das Mahayana (Großes Fahrzeug) entwickelte sich etwa um die Zeitwende aus der Schule der Mahasanghikas. Die Mahasanghikas hatten sich etwa hundert Jahre nach Buddhas Tod (383 vor der westlichen Zeitrechnung) von der Theravada-Tradition abgespalten und behauptet, in der Mehrheit zu sein – deshalb ihr Name »Angehörige der großen Gemeinde«.

Das Mahayana stützt sich auf die Überlieferung des Sanskrit-Kanons, der zwar nicht mehr komplett vorhanden ist, wohl aber in seinen Übersetzungen ins Chinesische und Tibetische. Prägend für alle später entstandenen Mahayana-Schulen ist die Betonung der Rolle des Lehrers (Gurus) bzw. des in einer Übertragungslinie stehenden Meisters. »Großes Fahrzeug« heißt es auch, weil es durch seine Vielfältigkeit einer großen Anzahl von Menschen den Weg zur Erlösung öffnet, ja, alle Wesen erlösen will.

Tibetischer Buddhismus

Der tibetische Buddhismus setzt sich aus mehreren Schulen zusammen, die sich historisch aus dem späten indischen Buddhismus (insbesondere Vajrayana) entwickelt haben.

Typische Elemente in der Praxis des tibetischen Buddhismus sind Schaubildentfaltung (Visualisierungen), Mantras, Tantra-Übungen, Rituale, Einweihungen und Guru-Yoga. Diese Tradition legt besonderen Wert auf die direkte Übertragung von Unterweisungen von Lehrer zu Schüler.

Die vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus sind

• Nyingma: älteste tibetische Schule, auf Padma Sambhava (8. Jh.) zurückgehend

• Kagyü: Im 11. Jh. von Marpa und dem berühmten Schüler Milarepa gegründete Schule

• Sakya: Begründet im 11. Jh. und benannt nach dem Kloster Sakya

• Gelugpa: Im 14. Jh. von Tsongkhapa gegründete und reformierte Schule.

Quelle :  www.buddhismus-deutschland.de


Kagyü Schule

Entstehung

Die Kagyü-Schulen des tibetischen Buddhismus gehen auf Marpa den Übersetzer (1012–1097) zurück, der die Mahamudra-Übertragungslinie von Tilopa (988–1069) und Naropa (1016–1100) weiterführte. Er ist einer der großen Übersetzer, die die Tradition der Neuen Übersetzungen (Sarma) begründete. Hauptschüler war der in Tibet, wegen seiner entbehrungsreichen Lehrzeit und seiner spirituellen Gesänge, weithin bekannte Yogi Milarepa (1042–1123). Milarepas wichtigste Schüler waren der spätere Tertön Rechung Dorje Dragpa (Rechungpa) (1084–1161), der die Lebensgeschichte Milarepas überlieferte, und der Mönch Gampopa (1079–1153) aus Dagpo. Gampopa wurde wegen seiner Gelehrsamkeit berühmt. Auch im Westen ist sein Werk zum Stufenweg (Lamrim) „Juwelenschmuck der Befreiung“ bekannt. Er begründete die für die Kagyü-Schulen typische Form der Belehrung, indem er die klösterliche Tradition der früheren Kadampa und die Yogi-Tradition der indischen Meister miteinander verschmelzen ließ.

Die vier großen Kagyü-Schulen:

Gampopa Dagpo Lhaje hatte vier Hauptschüler, die in der Folgezeit vier Schulen gründeten. Zu diesen Schulen zählen :

1. Barom-Kagyü gegründet von Barom Darma Wangchug ,auch Gründer des Barom-Klosters in der nördlichen Region von Latö.

2. Phagdru-Kagyü , gegründet von Phagmo Drupa Dorje Gyelpo 1110–1170), auch Gründer des Klosters Densa Thil in Phagmodru.

3. Karma-Kagyü  gegründet vom 1. Karmapa Je Düsum Khyenpa (1110–1193), auch Gründer des Klosters Karma Densa nördlich von Qamdo.

4. Tshelpa-Kagyü  gegründet von Lama Shang ( 1123–1193), auch Gründer der Klöster Tshelpa (Yanggön) und Tshel Gungthang.

Von Rechungpa, neben Gampopa Hauptschüler von Milarepa, geht eine eigenständige, stark yogisch ausgerichtete Übertragungslinie im Rahmen der Kagyü-Schultradition aus.

Shangpa-Kagyü ist der Name einer weiteren Linie, die der Kagyü-Tradition von Marpa in ihren Lehren nahesteht. Diese Schule ist in ihren Ursprüngen aber eigenständig und nicht aus der Übertragung Marpas hervorgegangen. Heute existiert sie nur als Bestandteil anderer Schulen.

Dagpo-Kagyü wird zum einen als Sammelbezeichnung für die vier großen Kagyü-Schulen benutzt, zum anderen bezeichnet „Dagpo-Kagyü“ eine wohl nur in Teilen eigenständige Linie, die von einem Onkel und den Neffen von Gampopa ausgeht.

Quelle :  www.wikipedia.org